Astrologie und Chirologie - von Jack Trappe
 
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Astrologie und Chirologie - von Jack Trappe

     Die Zwillingsseele

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Dem geneigten Leser meiner Homepage möchte ich hiermit mitteilen, daß der Aufsatz "Die Zwillingsseele" von Karl Kern aus dem Jahre 1932 stammt. Diese Arbeit passt als Ergänzung zu dem Bereich Lebenskunde besonders vortrefflich. Ich sah mich lediglich genötigt an einigen Stellen etwas umzuformulieren, damit er dem heutigen Zeitgeist besser angepaßt erscheint!
Weiterhin gab es zwei bis drei kleine Passagen, die ich am liebsten gänzlich herausgenommen hätte. Diese teils gewagten Ansichten und Formulierungen sind im Stil eines Friedrich Nietzsche verfasst und sollen zur eventuellen Freude der Nietzschianer bestehen bleiben.


Die Zwillingsseele im Rhythmus der Schicksalsgesetze

Zwillingsseele"Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbige war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbige geschaffen und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheinet in der Finsternis, und die Finsternis hatte es nicht begriffen."
Das ist das Mysterium des Christentums, das, wie in dem gesamten All, so vom Menschen und Gott aus eine Geburt des Menschen in Gott ist. Gott ist der Urgrund des Seins. Er ist der große Gott, der durch sich selbst entstand, der den Anfang von allem gemacht hat und der Macht auch über das Ende besitzt. Er ist der Unsichtbare, der alles sieht, der Unfaßbare, der alles faßt; der Bedürfnislose, dessen alle bedürfen und durch den alles ist, unbegreiflich, ewig, unvergänglich, ungeschaffen; der alles geschaffen hat durch das Wort seiner Kraft.
Es gibt nur eine Welt und ein göttliches Sein. Gott ist die Einheit. Kann man sich da verwundern, wenn die Menschheit von alters-her Gott materiell als Mannweib, als Androgyn vorstellte? Das ist die Harmonie von allem, von den beiden Prinzipien Mann und Weib. Wie in der Genesis steht: "Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie, einen Mann und ein Weib."
So hat der Mensch als Ebenbild Gottes ursprünglich androgynen Charakter. Er ist Jungfrau-Jüngling, also zweigeschlechtlich. Es erfolgte die Spaltung in Mann und Weib durch den Fall. Die Gottebenbildlichkeit verzerrte und das geschlechtliche Heben ist nun nichts anderes als das qualvolle Suchen nach der verlorenen Zweigeschlechtlichkeit. In zwei Teile schied sich die gottgeborene Einheit, die Welt wurde krank. Die Aufgabe des Menschen ist, die kranke Welt zu überwinden. Aber nie und nimmer in Feindschaft gegen sie, sondern in Freundschaft, in Erkennung ihrer Krankheit. Denn Gott erwartet höchste, schöpferische Freiheit von dem Menschen, die kein Recht, sondern eine heilige Pflicht ist. Höchste Erkenntnis ist, daß der Unfreie nie den Weg in das Reich Gottes finden wird. Stets werden unübersteigbare, un-umgehbare Mauern den Pfad nach oben versperren, wenn nicht die schöpferische Begeisterung vorhanden ist.
Die Antwort auf die Frage nach dem tiefsten Grund für das Streben nach Vereinigung ist klar: Beide Körper als die Gefäße der Seelen bilden in ihrer Vereinigung eine Einheit. Mann und Weib ist die Einheit und erzeugt als solche das Kind, das neue Leben, die Form der Seele. Darum werden sie schon am Anfange der Menschengeschichte von der Bibel als Einheit charakterisiert: "Zwei werden in einem Fleische sein."
Die göttliche Einheit im Menschen ist zerfallen. "Seit so langer Zeit also ist die Liebe zueinander den Menschen angeboren, diese vereinigt sie miteinander zu der alten Natur und versucht, aus zweien eins zu machen und so die menschliche Natur zu heilen. Jedes von uns ist also nur ein Stück von einem Menschen. Also sucht nun ein jeder sein anderes entsprechendes Stück." Plato schrieb diese Erkenntnis in seinem Symposion. "Das Verlangen aber und Suchen nach dem Ganzen heißt Liebe." Damit ist die Liebe hingestellt nicht als ein farblos verwaschenes, sondern als ein aristokratisches, schöpferisches Etwas. Es geht über das Bewußtsein des Menschengeschlechtes hinaus. Es ist das machtvolle Suchen und Streben nach der Einheit, nach Gott. Und es ist zwecklos, die Liebe theologisch, moralisch, soziologisch und biologisch zu bestimmen. Gewiß, manche Teilerkenntnis mag die Betrachtung von einem dieser Teilgebiete aus bringen. Für das rein praktische Leben in dem realistisch-materiellen Haften mag dieses oder jenes gewonnen werden. Aber seien wir Erdenmenschen uns klar, wir mögen die Liebe von dieser oder jenen Warte betrachten, nur ein ganz eng begrenztes Wissen und Erkennen ist möglich. Denn die Liebe ist Suchen nach der Zwillingsseele, die dies Teil ergänzt zu der Ganzheit, zu der Urnatur, zu Gott. Die Liebe ist Gottes, sie ist nicht von dieser Welt.
Der Mensch sucht, und er wird nicht Ruhe haben, bis er findet; und wenn er findet, wird er staunend wieder zu dem Reiche kommen und wenn er zu dem Reiche gekommen ist, wird er Ruhe finden. Denn die Zweiheit ist ins Eins ergänzt.
So ist des Mannes Wille die Tugend der Weiblichkeit. Der Wille des Weiblichen ist der Mann. Und beider Hoffnung ist die Zeugung. Die Sehnsucht ist Geburt des neuen Menschen, der nach dem Willen in sich Gottes Keim trägt und der die Anwartschaft auf Gotteswerdung in sich trägt. Der Mensch sieht ein: er ist nicht Gott. So ist sein Wille, weibvereint den Gral zu schaffen, der reiner ist als seine Menschleinhülle, der fein Wollen in sich birgt und der die Klarheit ist, daß Gott im Menschen wohnt. Er war geboren auf der letzten Erdensprosse und sieht den Weg nicht ab, der zu der Höhe führt. Sein Kind will er geboren sehen auf der höchsten Stufe, die Übergang zu Gott im Menschen ist.

Meist ist es: Die Ichsucht treibt den Mann zum Weibe, das Weib zum Manne. Begierde: Befriedigung und Lust zu suchen. Und unbewußt erfüllt er seine Pflicht, den Menschen zu schaffen, der in dem Geiste geboren ist, der alle Welten lenkt und wandelt. Doch glaube niemand, hierdurch Entlastung seines eigenen Ich zu finden. Das Ziel ist nur, bewußt den Menschen der eigenen Art zu zeugen, bewußt den Mensch- und Gott-Gedanken, verkörpert in der klaren Schönheit eines Sprosses in Artreinheit zu gestalten.
So ist die äußerste Vollkommenheit nicht Mann, nicht Weib. Vollendung ist nur Mann und Weib ins Ein verschweißt. Denn Mann und Weib vereint sind erst der Grund des ganzen Lebens. Das ist die Weltenwaage, die wohl und wahrhaft alles wagt.
Es ist die Pflicht des Mannes, dem Weibe Schutz und Schirm zu sein. Denn oft nur ist das Weib schwach und haltlos. Hast du erkannt, daß Reinheit nur zum Ziele führt, dann leite auch das Weib auf diesen Weg. Doch denke auch, daß oft nur harte Kraft und Macht die wahre Liebe ist. Oft ist nicht Weichheit angezeigt, sondern Zwang, die engen Wege nicht zu verlieren, die zur Höhe führen. Oft, allzu oft ist das Weib äußerlich. Es ist beeinflußt, wird geleitet von Eitelkeit und von dem tiergeborenen Sinn für alles Dunkle. Die Liebe zu dir selbst und deinem Nächsten soll dich brutal-kraftvoll Altäre zu vernichten zwingen, die magisch voll Geheimnis die Augen des gedankenlosen Weibes blenden.
Dann greif zur Knute. Laß sie wirbelnd sausen und suche froh die Schlacht und deinen Sieg. Du bist der Walter deiner Art. Du wirst gefordert vor das heimliche Gericht, das nach dem Blute deiner selbst und deines Weibes, deiner Kinder urteilt und, so du nicht die Stimme deines Blutes achtetest, den Stab bricht und dich auslöscht.
Das Weib ist stets des Mannes Seele. Des Weibes Geist ist stets der Mann. So ist die Liebe nur Sehnsucht, die Teile zu vereinen und wieder eins zu werden wie in grauer Urzeit. Und dieses Eins ist nur die Schöpfung.
Der Gott gebiert im Menschen den schaffenden Gedanken. Der Tod wird überwunden in der Einheit. Das Kommende drängt sich in der Liebe Dasein. Und gleich dem Meteor, der aus dem Tode neues Leben schöpft, der durch die Welten wirbelt und neue Welten schafft in seinem Untergang nach ewiggöttlichen Gesetzen, so ist der Menschentod ein neues Leben, denn der Gedanke der Liebe war der Keim zum Werden. Der Mensch ist Untertan dem Lebenswillen seiner Art. Doch er soll die Hoffnung sehnen, den Lebenswillen zu erkennen. Und dieser Lebenswille ist der neue Mensch. Und Mensch ist Gott, wenn er will.
Lesen wir in dem apokryphen Ägypter-Evangelium: "... Sagt Salome, als der Logos eine Andeutung über das Weltenende machte-,Wie lange werden die Menschen sterben?' - Darum antwortet der Herr mit gutem Bedacht: 'Solange die Weiber gebären.' - ,Da hätte ich also besser getan, keine Kinder zu gebären?' - Antwortete der Herr: ,Iß jede Pflanze, nur die bittere iß nicht!' - Als Salome fragte, wann das geschehen würde, wonach sie fragte, sagte der Herr: 'Wenn ihr die Hülle der Scham mit Füßen tretet, und wenn die zwei eins werden und das Männliche mit dem Weiblichen weder Männliches noch Weibliches...'"
Ja, das ist es, von Gott kommen wir, zu Gott kehren wir zurück. Einst war die Einheit; die Zweiheit zur Einheit werden zu lassen, ist das hohe Ziel, die hohe Aufgabe des Erdenseins. Jedes Erlebnis hinterläßt ein unauslöschliches Merkmal unseres Ichs, ein Bild, das für alle Zeiten als Idee fortwirkt und wirken muß. Der Gedanke an die vollkommene Harmonie, an die göttliche Ausgeglichenheit der männlichen und weiblichen Teile, lebt ewig fort im Menschen. Er treibt ihn zu dem anderen Wesen. Er sucht das Einst im Heute, damit das Morgen wird. Die Seele ist erfüllt von der Sehnsucht nach dem Geliebten und sie sucht ihn im Menschen, der dem Einst am nächsten kommt, der ihn ausgleicht zu dem vollen Werte. Und die Seele sucht und sucht, heute und morgen, in diesem Leben, im nächsten Sein, sie sucht den fehlenden Teil bis sie ihn findet - vielleicht schon heute, vielleicht in Jahrhunderten, vielleicht nach Jahrtausenden.
Es ist nicht wahr, daß der Glauben an eine Wiederkehr nur ein Überbleibsel niederster religiöser Anschauungen ist. Nein, wir haben eine unsterbliche Seele, von der schon Pythagoras lehrte, daß sie einen Körper habe, der je nach seiner guten oder schlechten Natur durch die frühere Arbeit feiner Fähigkeiten gegeben ist. Der sterbliche Körper ist nur die grobe Hülle. Er ist der duftige Karren der Seele.
Niemand stirbt, es sei denn zum Scheine. Und niemand wird geboren, wenn er nicht in die Erscheinung tritt. Geboren werden ist der Übergang der Essenz zur Substanz. Und das, was man sterben nennt, ist das Gegenteil, der Übergang von der Substanz zur Essenz. "Nichts wird geboren, nichts stirbt in Wirklichkeit; aber alles erscheint zuerst, um hierauf unsichtbar zu werden." Gewiß, der Glaube an die unsterbliche Seele, der ein leerer Begriff bleibt und bleiben muß, wenn nicht die Lösung des Rätsels durch den Gedanken der Seelenwanderung oder besser Wieder-Verkörperung gelingt, ist uralt. Er ist so alt, wie Menschen sind. Aber gibt es einen Gedanken, der nicht schon früher gedacht? Sagt doch Goethe: Original fahr hin in deiner Pracht. Wer kann was Kluges, wer was Dummes denken, das nicht die Vorwelt schon gedacht? Alle Weisen der Vorzeit sprachen und glaubten an die Wanderung der Seele. Und die erste und älteste Meinung ist doch in spekulativen Dingen immer die wahrscheinlichste, weil der gesunde Menschenverstand sofort darauf verfiel. Schon das hohe, ja höchste Alter des Glaubens und Wissens an die Wiederverkörperung ist das beste Zeugnis für die Wahrheit und den Wert.
Alles und jedes aus Erden sind letztlich Gedanken und Funken, sind dynamische Ausstrahlungen des Höchsten. Und so ist der Mensch letzten Endes ein Funken des ersten Menschen, der in Gott war. Von ihm stammt er ab. Doch nicht nur in dem Sinne, daß er physisch durch die Kette der Zeugungen von dem Anfang her ist, wie es der sog. Traduzianismus lehrt. Sondern tatsächlich so, daß das Licht des verweslichen Körpers schon einmal auf Erden war, durch den Tod von dem bisherigen Körper getrennt wurde, bis ein neugezeugter Körper eines Kindes die Wohnstatt, den duftigen Karren der Seele darstellen konnte. So klingt es nicht fabelhaft, wenn hervorragende Männer Funken der Seelen früherer großer Männer sind.
Die Seele ist ewig, ist unerschaffen, da sie in uns von Gott, da sie Gott selbst ist. Schon vor der leiblichen Geburt des Menschen ist sie vorhanden. Sie stammt von Gott und kehrt zu Gott zurück nach kurzem oder längerem Erdensein. Und dort im überirdischen Reiche schaut sie die ewigen Gedanken, das ewige Licht und alles Werden und Vergehen. Sie nimmt in sich auf die Kenntnis des göttlichen Weltgesetzes. Doch wie es in der Sage heißt, bei der Geburt erhält die Seele im Mutterleib einen Schlag auf den Mund und das Erlernte wird ihr unbewußt und muß zu ihrem und der Hülle Besten erst wieder erlernt werden.
Wie damit alles Erlernen nur Wiedererinnerung an ein vorgeburtliches Wissen ist, das im vorgeburtlichen Sein wie im früheren Erdenverweilen kennengelernte und erprobte göttliche Gesetz lebt aber unbewußt als das Gewissen fort.
So wie die Erde die Pflanzen aus ihrem Schoße hervorgehen läßt, aber sie nicht erzeugt, sind die Eltern die Mittler, aber nicht die Ursache der Kinder. Damit ist die Verantwortung der Eltern nicht geringer. Im Gegenteil, als das Werkzeug Gottes sind sie berufen, nicht Rost anzusetzen und die Schärfe der Schneide zu stumpfen. Die Ehe ist keine Vergnügungseinrichtung. Sie ist harte Notwendigkeit im Dienste des Höchsten, zwar gemildert durch die lustvolle menschlich-körperliche Natur. Die Ehe soll und muß beide Gatten sich zu einem Wesen ergänzen lassen, zu einem seelischen Ganzen. Die Sorge und der Wille und das Sehnsuchtziel ist, in vollkommener Weise die Ergänzung zu suchen und zu finden, sich dieses großen Sehnens würdig zu zeigen und in Gedanken und Taten anzustreben, daß sich der männliche Seelengehalt mit dem weiblichen Seelengehalt zu einem Ganzen vereint. So ist es gott- und naturgegeben und gewollt, daß sich der weiblich-seelische Mann oft zu dem männlich-seelischen Weibe findet.
Man erkennt hieraus, wie unsagbar leichtfertig heute darauf los-geheiratet wird. Das Äußerliche ist maßgebend. Die Triebe beherrschen das heilige Sakrament der Ehe. Die größte Ehenot entstammt stets dem Grund, weil die Ehe schlechthin ihrem wahren Wesen und ihrer Bestimmung widerspricht. Es ist sinnlos, dem Gefühl allein Zu folgen. Ehedem mochte dieses gut sein. Aber wir heutigen Menschen sind der Natur zu weit entfernt. Eine sachlich-nüchterne Erwägung der Bindung dürfte oft besser am Platze sein. Prüfe, wer sich ewig bindet. Und dann: die Ehe verlangt Distanz. Bewahre sich jeder Gatte einen Innenkreis von Geheimnis, Fremde und Einsamkeit, sonst verflacht er sich dem anderen. Und weiter: die Ehe ist nicht der Ort, wo man sich entspannt. Halte Form vor dem anderen. Ehe soll und darf nicht gemütlich sein. Du darfst dich nicht gehen lassen. Denn es ist ein uraltes Gesetz seit der Teilung des Urwesens in seine Teile Mann und Weib, daß jeder Mensch, und wir alle sind heute mehr oder weniger Spannungsmenschen, an - sagen wir - Niveau verliert, wenn er sich gehen läßt. Und dann: der Mann sollte sich bemühen, in die Stufung der weiblichen Seele und ihrer Erotik einzudringen. Denn der Liebesweg des der weiblichen Psyche gemäßen anderen Teiles ist anders als der des Mannes. Gewiß, gerade das letzte wird schwer sein, umso schwerer, als der Mann schlecht aus seiner Haut heraus kann und weil gerade heute die Frau oft, zu oft ihr Weiblichstes und Natürlichstes verstellt. Es kommt hinzu, daß im allgemeinen der Mann in seiner Charakterveranlagung einfacher und durchsichtiger ist als die Frau, sodaß es den meisten Männern schwer wird, sich in das verwickelte und nach männlichen Begriffen nicht immer logische Seelenleben einer Frau einzufühlen. Genug, wir halten dafür, daß wie jeder einzelne Mensch eine besondere Ichheit ist, die in dieser Form nur einmal auf der Welt vorhanden ist, so das Zusammenkommen und Zusammenleben zweier solcher Ichheiten ein Einzelrätsel ist, dem nicht mit allgemeinen theoretischen Erörterungen und Ratschlägen beizukommen ist. Aus diesem Grunde lehnen wir auch die neuzeitlichen Ehebücher, seien sie nun von Keyserling, van der Velde oder Lindsay, ab. Nicht, daß nicht manches Wertvolle und Beherzigenswerte in ihnen zu finden wäre, nein, aber auf keinem Gebiete sind die Menschen differenzierter als auf dem der geschlechtlichen Reize. Es gibt kaum zwei Menschen, die in der Erotik das Gleiche empfinden. So dürfte es falsch sein, Regeln und Maßnahmen für eine glückliche Ehe aufzustellen, zumal es in der Natur der Sache liegt, daß sich die Vorschläge meist nur mit der physiologischen Seite des Zusammenlebens beschäftigen und dadurch die Gefahr der reinen Sexualisierung herangezogen wird. Denn es unterliegt keinem Zweifel, daß z.B mit der Einführung der Kameradschaftsehe den jeder Ethik widersprechenden Sexualbegriffen der modernen Jugend ein weit größeres Einflußfeld eingeräumt wurde. Die Kameradschaftsehe würde in der heutigen gesunkenen Menschheit nichts anderes werden als eine wilde Promiskuität und Panmixie mit staatlicher Beihilfe. Alle Begriffe der Ethik in Ehe und Familie wären bald ausgehöhlt.

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